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Ariadni Afroditi Georgatou – was magmatische Gesteine über Bodenschätze verraten

Prix Schläfli 2023 in Geowissenschaften

Prix Schläfli 2023: Mit 32 Jahren gilt sie bereits als international anerkannte Pionierin im Grenzgebiet zwischen Vulkanologie und Mineralogie. Für ihre Dissertation zu magmatischen Sulfidmineralen an der Universität Genf wird Ariadni Afroditi Georgatou mit dem Prix Schläfli in Geowissenschaften ausgezeichnet.

Ariadni Afroditi Georgatou
Bild: Bernando Beate

Astrid Tomczak-Plewka

Ein 14-jähriges Mädchen schaut sich einen Katastrophenfilm an – und bekommt keinen Schreck, sondern eine Vision seiner Zukunft. Das 14-jährige Mädchen heisst Ariadni Afroditi Georgatou, der Film «Dantes Peak» mit James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan in der Rolle des Vulkanologen Harry Dalton. «Eigentlich ein ziemlich alberner Film, aber ich fand cool, was der Wissenschaftler da tat», sagt Ariadni Afroditi rückblickend.

Also studierte die Tochter eines Kinderarztes und einer Gynäkologin nach ihrem Abitur in Patras Geologie. «Für meine Bachelorarbeit suchte ich mir eine Betreuerin mit einer ziemlich schroffen Persönlichkeit aus. Nur 3 von 140 Studierenden entschieden sich für sie. Aber sie war unglaublich auf ihrem Feld, der Kombination von Vulkanologie und Mineralogie.» Diese Aussage ist charakteristisch für Ariadni Georgatou: Für sie zählt die Leidenschaft für eine Sache – die Begleitumstände sind zweitrangig. In ihrer Masterarbeit an der Universität Genf beschäftigte sie sich mit Sulfideinschlüssen in Vulkangesteinen in Ecuador. Dabei machte sie eine prägende Erfahrung: «Wir hatten nicht erwartet, dass der Vulkan aktiv ist – und plötzlich hörten wir diesen riesigen Knall, wir spürten die Vibration und sahen diesen Pilz aus Asche», erinnert sie sich. «Es war schon etwas furchteinflössend, aber dieses Gefühl verschwand gleich wieder. Du fühlst dich so klein und so gross gleichzeitig.»

Mit einfachen Mitteln zu tiefen Erkenntnissen

Das Gebiet, auf dem die griechische Geologin forscht, heisst «Magmafertilität» und untersucht das Vorkommen und Verhalten bestimmter Metalle im Magma. Diese Metallteile – darunter eben auch Metall-Schwefel-Verbindungen wie Sulfide – sind in Mineralien eingeschlossen und folgen dem Magma auf seinem Weg durch die Erdkruste. In ihrer mit dem Prix Schläfli ausgezeichneten Dissertation untersuchte sie Sulfide in Vulkangesteinen von Nisyros auf der gleichnamigen griechischen Insel. Sulfide sind die wichtigsten Speicher von Kupfer und anderen Edelmetallen. «Letztlich geht es also nicht nur um eine akademische Frage, sondern auch darum, was diese Metalle über das Potenzial für das Vorhandensein einer Erzlagerstätte verraten», sagt Georgatou.

Für ihre Arbeit kombiniert sie Methoden der vulkanischen Petrografie, also Gesteinskunde, mit Geochemie. Sie betont, dass sie mit einfachen Mitteln arbeitet: einem Mikroskop und Gesteinsproben aus den Vulkangebieten. Was schon fast banal klingt, ist in den Augen von Fachleuten allerdings bemerkenswert. In den Worten ihres Genfer Doktorvaters Massimo Chiaradia: «Ariadni war eine Pionierin bei der Erforschung und dem Verständnis von magmatischen Sulfid-Sättigungsprozessen. Ihr extrem sorgfältiger, geduldiger und akribischer Ansatz hat ihr weltweite Anerkennung als eine der führenden Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet eingebracht.» Tatsächlich ist es ihr gelungen, die physikalisch-chemischen Rahmenbedingungen zu definieren, die auf das Vorkommen bestimmter metallreicher Sulfide hindeuten. «Das Ziel ist ein neues Instrument, um zu bestimmen, wie ökonomisch vielversprechend eine Gegend sein könnte», sagt sie.

Unbeirrbare Leidenschaft

Nach einem SNF-Forschungsaufenthalt in Neuseeland lebt sie nun mit ihrem Partner in Athen und arbeitet an der National and Kapodistrian University of Athens (NKUA) – mit der Aussicht auf eine Postdoc-Position. Wenn sie nicht über dem Mikroskop sitzt oder Steine sammelt, zeichnet und malt Ariadni Georgatou. «Ich bin gerne kreativ, das gibt mir viel Energie», sagt sie. Die Leidenschaft ist dabei ihr grösster Treiber. Das zeigt sich auch in ihrer wissenschaftlichen Karriere. Nach ihrem Masterabschluss hatte sie ein Angebot, an der ETH ihre Studien fortzusetzen. Der Haken dabei: Es war nicht die wissenschaftliche Frage, für die sie brennt. «Ein PhD dauert mindestens 3 Jahre. Wenn Du dann Sklavin eines Themas bist, das dich nicht interessiert – das geht nicht!» Also schlug sie das Angebot aus. Ihr späterer Doktorvater, der bereits ihre Masterarbeit betreut hatte, fragte sie: «Bist Du sicher, dass Du das Risiko eingehen willst?» Ariadni Georgatou liess sich nicht beirren, arbeitete zwischenzeitlich bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Ein paar Monate später konnte sie dann doch ihr Doktorat auf ihrem Wunschgebiet beginnen.

Diese Zuversicht ins Schicksal oder vielleicht auch den Glauben an die Kraft der Leidenschaft strahlt Ariadni Georgatou auch aus, während sie per Zoom aus ihrer Wohnung in Athen über die Zukunft spricht. «Wenn alles gut geht, sind wir in sechs Monaten Eltern». Und obwohl ihre akademische Zukunft in Griechenland noch unsicher ist, macht sie sich keine Sorgen. «Ich weiss noch nicht, wie wir das lösen», sagt sie. Aber der Professor, mit dem sie zusammenarbeiten wird, hat ihr volle Unterstützung zugesagt. «Er kennt mich und weiss: Ich werde meine Arbeit auf jeden Fall durchziehen – auf die eine oder andere Weise.»

  • Ariadni Afroditi Georgatou
  • Ariadni Afroditi Georgatou
  • Ariadni Afroditi GeorgatouBild: Massimo Chiaradia1/2
  • Ariadni Afroditi GeorgatouBild: Bernando Beate2/2

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